Die Geschichte der Gottschee
18.
Jahrhundert
Dr. Erich Petschauer, 1980
Aus dem
"Jahrhundertbuch der Gottscheer"
Der vom Grafen
Wolf Engelbrecht eingeleitete neue Aufbau des Gottscheerlandes
setzte sich im 18. Jahrhundert geradlinig fort. Während der fünf
Jahrzehnte dauernden Regierungszeit Maria Theresias (1740 bis
1780) und ihres Sohnes Josef II., des Reformer-Kaisers (1780 bis
1790), gedieh das "Ländchen" sogar zu einem kleinen Wohlstand,
zu dem der ergiebiger gewordene Hausierhandel das Seine beitrug.
Insbesondere erfuhr die Landwirtschaft in der gesamten Monarchie
eine bis dahin unbekannte Förderung. In den achtziger Jahren
entstand auch in Gottschee eine Filiale der
"landwirtschaftlichen Gesellschaft für Krain", der erste
Versuch, verbesserte landwirtschaftliche Erzeugungsmethoden
einzuführen.
Tiefergehende Ereignisse, die das Schicksal der Gottscheer
wieder zum Schlechteren gewendet hätten, sind uns nicht bekannt.
Hingegen muß man die Einführung und Verbreitung von Mais und
Kartoffel als entscheidenden wirtschaftlichen und
ernährungsmäßigen Fortschritt für ganz Europa hervorheben.
Von geschichtlicher Bedeutung sind zwei Jahreszahlen des 18.
Jahrhunderts: 1770 und 1791. Das Jahr 1770 haben wir bereits bei
der Binnenkolonisation angesprochen. In diesem Jahre ordnete
Maria Theresia die Erfassung aller männlichen Jahrgänge und der
Wohnstätten in Stadt und Land an. Wir verfügen damit über genaue
Zahlen der Häuser in den Gottscheer Dörfern und Weilern,
leider jedoch nicht über die Einwohner.
Durch die Einziehung der meisten jungen Männer zum Militärdienst
entstand für das "Ländchen" eine weitere Brücke nach draußen,
die von weitaus mehr Rekruten und Soldaten beschritten wurde als
je von Hausierern. Dazu kam, daß sie während ihrer Dienstzeit
wenigstens notdürftig lesen und schreiben lernten. Nur wenige
von ihnen hatten bis zum Einzug in die Kaserne eine größere
Stadt erlebt. Normalerweise war dies Laibach. Ihr Weltbild
weitete sich nicht wenig. Die Militärzeit hallte bei allen - wie
bei allen Soldaten anderer Völker auch - ein Leben lang nach.
Die junge Gottscheerin aber hatte nur in Einzelfällen
Gelegenheit, über ihr Städtchen und Ländchen hinauszublicken.
Wir erinnern uns, daß dem Fürsten Johann Weikard von Auersperg
auf der Höhe seiner Macht der Titel eines Herzogs von
Münsterberg in Österreich-Schlesien verliehen worden war. Durch
den Sieg Friedrichs des Großen über Maria Theresia im
Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) fiel das kleine Herzogtum
an Preußen. Der Herzogtitel von Auersperg war damit verloren. 25
Jahre lang bemühten sich die Fürsten von Auersperg, ihn
wiederzugewinnen. Sie verhandelten sogar mit Friedrich dem
Großen. Dieser wäre unter Umständen sogar bereit gewesen, ihnen
den Ehrentitel neu zu verleihen. Schließlich verzichteten die
Auersperger darauf, weil sie diese Gnade nicht dem Preußenkönig
verdanken wollten. Endergebnis: Es gelang ihnen, Kaiser Leopold
II. (1790 bis 1792) zu bewegen, daß er den Titel "Herzog von
Gottschee" schuf und mit dem Fürstentitel von Auersperg erblich
verband. Erster Titelträger war der Fürst und Majoratsherr Carl
Joseph Anton von Auersperg (1820 bis 1900). Der Titel vererbte
sich jeweils auf den ältesten Sohn seines Trägers
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