Nicht lange Zeit hernach veranstalteten Meditz und dessen Gattin,
eine ebenfalls sehr tüchtige Künstlerin, in Wien eine große Ausstellung, die ihm
und seiner Frau mit einem Schlage zu großen Erfolgen verhalf. Alle Zeitungen
priesen die Eigenart der beiden Schaffenden. Für die Moderne Galerie wurden von
beiden mehrere größere Werke erworben. Auch in München, wo beide später
ausstellten, blieb ihnen der Erfolg treu. Die Königliche Galerie in Dresden
erwarb auch ein Werk von Meditz. Leider starb Frau Meditz kurz nach den ersten
großen Erfolgen. Zur Zeit hält sich Karl Meditz in Zürich auf, von wo er auf
einige Zeit nach Rom gehen will.
Nächst Meditz muß
Pater Suitbert Lobisser, Stift St. Paul im Lavanttale, erwähnt werden. Als Sohn
eines Lehrers in Kärnten geboren, wurde Lobisser Pater. Als solcher konnte er an
der Wiener Akademie Kunststudien obliegen, um dann am Stift als Zeichenlehrer
tätig sein zu können. Zahlreiche Bilder schuf Pater Lobisser für Kirchen und
Kapellen, zuletzt hat er das Landhaus in Kärnten mit prachtvollen Bildern
geschmückt. Sein Hauptwerk aber bleibt der Holzschnitt. Als Graphiker findet
Pater Lobisser überall, wo er ausstellt, bei Künstlern und Kritikern,
begeistertes Lob. Schon früher mit der goldenen Staatsmedaille ausgezeichnet,
erhielt er auch im Vorjahre bei der Sommerausstellung im Salzburger
Künstlerhause die einzige bei der Ausstellung zu vergebende goldene
Staatsmedaille. Pater Lobissers Werk ist durchaus eigenartig, kernig, echt
künstlerisch. Er hat sich einen Stil angeeignet, ähnlich dem Albrecht Dürrers,
markig, voll sprühenden, sprudelnden Lebens. Lobissers Vater stammt aus Koflern
bei Mitterdorf.
In Wien wirkt der Maler J. Stalzer. Als Sohn eines Wiener Geschäftsmannes, den
der Verfasser kannte, trat Stalzer nach seinen Schulstudien an der Wiener
Kunst-Akademie als Schüler ein. Noch bevor Stalzer Schüler der Akademie wurde,
hatte der Schreiber dieses Gelegenheit, Arbeiten Stalzers zu sehen, die schon
damals ein großes Talent vermuten ließen. Als Porträt- und Landschaftsmaler
tätig, wurde Stalzer als Maler zu den Friedensverhandlungen von Brest- Litovsk
berufen, um dort die anwesenden hervorragenderen Persönlichkeiten zu zeichnen.
Stalzer wirkt noch heute in Wien.
Sowohl Stalzers als auch Meditz Vater stammen aus Nesseltal. Von dort ist auch
der Handelsmann Eisenzopf gebürtig, dessen Sohn ein ganz hervorragender
Bildhauer in Budapest geworden sein soll, doch weiß der Verfasser von ihm nur
vom Hörenfragen. Eisenzopfs Sohn hätte sich magyarifieren lassen, u. zw. soll
derselbe sich den Namen Vashadi erwählt haben. Als Künstlername in Budapest ist
er dem Verfasser nicht fremd geblieben. Von Vashadi sollen Denkmäler vor der
Ofner Burg herrühren.
Ebenfalls aus Nesseltal stammend muß Fräulein Gramer in Wien genannt werden.
Malerin und Kunstgewerblerin hat Fräulein Gramer in Wien und München studiert.
Der Verfasser hat ihren Vater gekannt. Fräulein Gramer wirkt noch in Wien. Viele
ihrer schönen kunstgewerblichen Arbeiten sollen nach Amerika gehen.
In Wien studiert und die Akademie absolviert hat Roman Petsche. In Gottschee als
Sohn des Gymnasialprofessors Petsche geboren, welcher nun in Salzburg wirkt, hat
Petsche junior mit Beginn des heurigen Schuljahres eine Anstellung als
Zeichenlehrer am Salzburger Gymnasium erhalten. Petsche zeichnete sich ganz
besonders durch eine schöne Kompositionsgabe aus und seine Zukunft läßt schöne
Früchte erwarten.
Mit Julius Fornbacher, geboren am 4. September 1880 als Sohn des
Tischlermeisters Fornbacher in Gottschee, wurde Gottschee ein großes Talent
durch den grausamen Krieg in noch jungen Jahren entrissen. Fornbacher hat
zunächst die Fachschule für Holzindustrie in Gottschee besucht, war dann durch
drei Jahre (von 1895-98) Schüler der Grazer Staatsgewerbeschule. Von 1905-1911
Schüler der Akademie der bildenden Künste in Wien, erhielt dortselbst einen
Künstlerpreis und die silberne Fuger Medaille. Als Mitarbeiter für das
Budapester Milleniumsdenkmal gesucht wurden, wurde Fornbacher seitens der
Akademie empfohlen und arbeitete der Künstler von 1912-1914 in Budapest als
Bildhauer. Gleich zu Beginn des Weltkrieges (Oktober 1914) starb der Künstler
den Heldentod an der russischen Front.
Ebenfalls Bildhauer und Zögling der ehemaligen Fachschule in Gottschee, die so
manchen noch, wenn sie nach dem Umsturze nicht aufgelassen worden wäre, zu
Existenz und Namen wohl verholfen haben würde, ist Josef Hutter zu nennen.
Hutter, ein Sohn des gewesenen Spenglermeisters Hutter in Gottschee, ging nach
Absolvierung der Fachschule nach Amerika, errang sich dort eine schöne Position
als Leiter einer Stukkaturfirma. Gegenwärtig lebt Hutter in Los Angeles als
Bildhauer von Ruf. Wie der Vater, soll auch Hutters Sohn ein äußerst tüchtiger
Bildhauer sein und lohnenden Verdienst in jenem Lande finden, das so manchen
Gottscheer zur zweiten Heimat wurde.
Noch möchte der Verfasser seines hochbegabten jüngeren Bruders Georg Ruppe,
geboren in Warmberg, Gemeinde Nesseltal, Erwähnung tun. Erst beim Verfasser,
dann beim besten Südtiroler Bildhauer Franz Tavella, als Bildhauer lernend, fiel
er einem Unglücke zum Opfer, als eben seine ersten größeren, selbständigen
Arbeiten vollendet hatte.
Den Verfasser dieses Artikels, Michael Ruppe, anbelangend, war derselbe
ebenfalls Schüler der Gottscheer Fachschule von deren Eröffnung an. Später in
Gröden, Tirol, selbständig arbeitend, ging er nach Wien, absolvierte dort die
Schule des österreichischen Museums am Stubenring, arbeitete dann in einem
Atelier in Deutschland, wo ihn die Mitteilung erreichte, daß das k. k.
österreichische Museum anläßlich einer Ausstellung des Museums ihm die
Museumsmedaille verliehen habe. Später in Salzburg als Bildhauer selbständig
wirkend, ging er zur Malerei über und lebt nun, nach Studien in München und
Capri beim Marinemaler Böhme (noch in München tätig) und Studien in der Dachauer
Künsterkolonie bei Adolf Hölzl (jetzt Direktor der Stuttgarter Kunstschule), in
Salzburg.
(Jubiläums-Festbuch der Gottscheer 600-Jahrfeier 1930)
Michael Ruppe, von Ludwig Kren, 1991
Michael Ruppe war Gründungs- und Ausschußmitglied des Vereins der Deutschen aus
Gottschee in Wien; er meldete sich auch in der Konstituierenden Sitzung am 30.
März 1891 zu Wort: "Herr Ruppe bemerkte in schön betonter, längerer Rede u. a.
besonders, wie bedauerlich es sei, daß seit Jahren die Auswanderung aus der
alten Heimat nach fernen Weltteilen . .. bereits in geradezu erschreckender
Weise andauert und noch immer neue Opfer dem Sirenen-Rufe folgen . .." Er hoffe,
daß es dem Verein gelingen werde, dagegen zu wirken (s. "Mittheilungen des
Vereins der Deutschen aus Gottschee", Wien, 15. April 1891). Ruppe erhielt, wie
wir dieser Zeitung vom 15. Feber 1892 entnehmen können, eine Auszeichnung des k.
k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, weilte aber damals schon in
Westfalen und schied damit (wie der o. a. Nummer zu entnehmen) als Mitglied des
Vorstandes aus. Im selben Jahre 1892 noch wählte er Salzburg zu seinem Wohnsitz,
blieb aber weiterhin als außerordentliches Mitglied dem Verein verbunden, der
ihn 1921, anläßlich der 30-Jahr-Feier, zum Ehrenmitglied ernannte. Wie wir dem
Protokoll vom 11. März 1928 entnehmen können, weilte der Künstler zu Besuch in
Wien.
Am 2. Juni 1933 wird vermerkt, daß er dem Verein zwei künstlerisch ausgeführte
Ansichtskarten vorgelegt hat, und zwar eine Stadtansicht und eine mit der
Gottscheer Kirche (s. für letztere Gottscheer Zeitung, 1973, Jänner, Kulturseite
I).
Der Verein kaufte 500 Stück davon an. Später übersandte er drei Bilder, deren
Erlös dem Fonds zur Errichtung eines Altersheimes in der Stadt Gottschee zugute
kommen sollte. Und für den 2. Dezember 1933 lud der Künstler zu seiner
Ausstellung im Schloß Mirabell in Salzburg ein.
Die Stadt Salzburg verlieh dem anerkannten Künstler am 12. Dezember 1933
"taxfrei" das Bürgerrecht, sie zeichnete ihn auch mit der Silbernen Medaille
aus. Der am 24. März 1863 - lt. Gottscheer Zeitung 1955, Dezember, S. 2, in
Schäflein Nr. 3; lt. Gottscheer Kalender 1930, S. 135, in Warmberg - geborene
Landsmann Akademischer Maler Michael Ruppe starb am 10. März 1951 in Salzburg.
Die Stadtverwaltung gab ihm ein Ehrengrab auf dem Salzburger Kommunalfriedhof.
(100 Jahre Gottscheer Landsmannschaft in Wien, Ludwig Kren, Festschrift 1991)
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