Das
Gottscheer Land Geographisch |
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GOTTSCHEER LAND
‑ GEOGRAPHISCH GESEHEN
Diese Querabriegelungen sind es auch, die die Möglichkeit eines natürlichen Wasserabflusses unmöglich machen. Die Gewässer werden gezwungen, ihren Lauf unterirdisch fortzusetzen, zu verschwinden. Die mittelhochdeutsche Bezeichnung für verschwinden heißt „swinen" oder „sweinen", und wer kennt nicht die Landesgrenze im Norden, wo wir bei den Schweinebergen die einstige Heimat betreten. So hat dieser Querrücken seinen Namen nicht von den Schweinen, sondern vom Verschwinden der Reifnitz, und ist das Quellgebiet der Rinse auf Gottscheer Boden bei Mooswald, zur Zeit der Überschwemmung aber schon bei den Ortschaften Loschin. Prof. Peter Jonke schreibt im Jubiläumsfestbuch der Gottscheer 1930 über den Grenzübergang: „An der Straße auf dem Schweineberge stand bis 1918 der Grenzstein mit der Aufschrift: „Grenze des Herzogtums Gottschee". An der Stelle unterließ der Altgottscheer, wenn er nach langer Abwesenheit wieder hier, ehe die Eisenbahn bestand, heimatlichen Boden betrat, es nie, haltzumachen, die Muttererde zu küssen, knieend ein Vaterunser für sein Heimatland zu verrichten und sodann mit einem frohen Jauchzer seinem beglückten Herzen Luft zu machen. Er übersah aber auch den Grabhügel neben der Straße nicht, der allerdings mehr einem Schotterhaufen glich, und warf, wie es Landesbrauch ist, einen Stein dazu. Es ist ein Franzosengrab aus dem Jahre 1809, in dem auch die Gottscheer sich für ihre Freiheit erhoben." Außer dem Wildbach im Raum Pöllandl hält sich kein Rinnsal lange an der Oberfläche. So entspringt die Rinse bei Mooswald in einem Loch, schlängelt sich langsam dahin, die Wasserkraft hat in Windischdorf und Mooswald zum Antrieb von drei Mühlen gereicht. Sie hat der Stadt Gottschee in der Türkenzeit als Wassergraben um den Stadtkern geleitet, einen guten Schutz geboten. In den Lienfelder und Hasenfelder Löchern verschwindet sie wieder. Zur Zeit der Schneeschmelze und der Frühlingsregenzeit kann aus dem Flüßchen ein weit über die Ufer tretender See entstehen, weithin sind dabei die Äcker und Wiesen überschwemmt, die Löcher schlucken nicht das Wasser, aus ihnen steigt eigenartigerweise das Wasser heraus. Bis in die Gegend von Mösel reicht zu dieser Zeit das Überschwemmungsgebiet. So schnell das Wasser kommt, so rasch zieht es durch die Löcher wieder ab. Schlammtümpel zurücklassend. Unterirdisch rinnt die Rinse, fließen aber auch die vielen Bäche dahin (aus Karl Schemitsch ‑ Das war Gottschee). Das Gottscheer Land trägt den Charakter einer Mittelgebirgslandschaft. Die Bergrücken streichen von Nordwesten nach Südosten. Zwischen den Bergrücken erstrecken sich weite Talböden. Abflußlos sind die in der Fachwelt genannten Poljen, der Gottscheer aber nannte sie einfach „Land" und teilte damit nach diesen Talböden den gesamten Gottscheer Siedlungsraum in sieben Landesteile. Das Oberland umfaßte die Pfarren Mitterdorf und die Stadt Gottschee, das Unterland die Pfarre Mösel mit der Expositur Oberskrill. Hinter dem Windischdorfer, dem Burger‑ und dem Lienfelder Nock war der Talboden des Hinterlandes mit den Pfarren Göttenitz, Rieg und Morobitz. Die Pfarren Nesseltal, Unterdeutschau und Unterlag bildeten „Die untere Seite", die Pfarren Altlag, Ebental und Warmberg den Raum Walden. Von der Unteren Seite und den Walden griffen die Ortschaften tief in den Hornwald hinein. Nur wenige Übergänge führten in den östlichsten Landesteil ‑ die Mosche ‑ mit den Pfarren Pöllandl, Tschermoschnitz und Stockendorf. War die Verbindung vom Kernland Gottschee in die Mosche schon schwierig, so war es noch umso schwieriger, in das westlichste Gebiet Gottschees ‑ in das Suchener Hochtal zu kommen. Das Göttenitzer Bergland stellte ein echtes Verkehrshindernis dar. In diesem Bergland erhebt sich auch der höchste Berg des Gottscheer Landes im Göttenitzer Schneeberg, auch Schnewitz genannt, der immerhin eine Höhe von 1289 m erreicht.
Ich erwähnte bereits, daß die
Bergrücken Gottschees Mittelgebirgscharakter aufweisen. Sie sind bis zu den
obersten Spitzen reich bewaldet. Ursprünglich gab es in Gottschee Mischwald,
die Aufforstungen in den letzten Jahrzehnten vermehrten den Fichtenbestand
sehr stark. Der wohl westlichste Bergrücken auf Gottscheer Boden war das
Göttenitzer Bergland. Der Friedrichsteiner Wald mit seinen Nocken und dem Friedrichstein trennte das Haupttal Gottschees vom Hinterland, über den Stalzer Berg gab es eine wichtige Verbindung. Diese Straße war ein wichtiger Verkehrsweg zur Kulpa und von dort zur Adria nach Fiume. Annaberg, Riegl und Verdrenger Berg waren Erhebungen, die eher Verbindungen als Absperrungen darstellten. Auf allen Höhen gab es Kirchlein, die uns oft zusammenführten. Weit reichte der Blick vom Unterlager Berg gegen den Südosten. Auf der „Schpahe", dem Späher war die Sicht frei ins Kulpatal, das Herannahen der Türken konnte von dort meistens erkannt werden. Ein Höhenfeuer, schon längst hiefür vorbereitet, warnte die Gottscheer. Eine Kette von Höhenfeuern (Kreitfeuer) über ganz Gottschee und ganz Krain verkündete das Herannahen der „Renner und Brenner". Diese Feuersignale reichten bis Kärnten. Das größte geschlossene Waldgebiet Gottschees erstreckte sich im Hornwald. Über 160 km2 umfaßte das Waldland, wobei die Grafen Auersperg ihren Waldbesitz besonders hegten und einige Abschnitte unberührt beließen. Diese drei Abschnitte, jeweils zwischen 40 und 50 ha groß, sind auch heute noch im Urzustand und gelten als Besonderheit im heutigen Jugoslawien. Mit einem Jäger hatte ich das Glück, eines dieser Reservate aufzusuchen. Es war ein besonderes Erlebnis, zwischen den Urwaldriesen zu stehen. Keine Schlägerung, kein Weg ins Urwaldgebiet. Bäume mit gewaltigem Umfang trotzen den Jahrhunderten, viele aber liegen morsch am Boden und geben für manches Getier Schutz und Unterschlupf. Viele Löcher im Hornwald haben allerdings auch über Geschehenes zu berichten, worüber in diesem Beitrag lieber geschwiegen wird. Der Boden Gottschees war karg, harte Arbeit mußte geleistet werden, Trockenheit und Überschwemmungen setzten den Siedlern hart zu. Wen wundert es, daß auf so vielen Höhen des Landes Kirchlein standen, die im Laufe des Jahres zu Wallfahrten einluden. Die über 170 Kirchlein im ganzen Lande waren Beweis genug, daß die Gottscheer ein frommes und gottesfürchtiges Völklein waren, aber gleichzeitig zeigen sie seine gewaltige Willenskraft, bestehen zu wollen. Frömmigkeit und Lebensfreude waren die Grundlagen, sich auch auf kargem Boden behaupten zu können; Arbeitswille und Schaffenskraft gaben stets das beste Beispiel, auch in schlechten Zeiten durchzustehen. Großartig waren dafür die Zusammenkünfte nach getaner Arbeit, vor allem bei Kirchtagen und Wallfahrten, oder der mühevolle Aufstieg zu den Kirchlein auf den Bergen. Dort gab es jeweils Volksfeste. Nach Dankesgebeten und Dankgottesdiensten, nach der Erfüllung von Gelöbnissen, nach Heilungen oder unangenehmen Vorkommnissen in Haus und Stall war man gelöst, frei, zufrieden. Man traf Freunde aus den benachbarten Ortschaften. Der Blick war frei über die vielen Bergrücken, hinein in die benachbarten Täler, hinüber ins andere „Land". Wenn dann am Nachmittag nach gutem Gebratenen noch zum Tanze aufgespielt wurde, zeigte sich erst der kernige Lebenswille des Gottscheer Völkleins. Geographisch gesehen ist das Gottscheer Land echtes Karstland. Nicht einmal 40 km Luftlinie trennen das Land von der Küste der Adria, die vielen Bergrücken aber, die quer zur Adria streichen, waren stets ein großes Verkehrshindernis. Oder darf man sie als Schutzwall bezeichnen? Ursprünglich waren der Uferkarst und der Binnenkarst mit der gleichen Vegetation ausgestattet. So war auch der Karst an der Adria reich bewaldet. Der Schiffbau, vor allem aber der großartige Ausbau der Lagunenstadt Venedig, erforderten gewaltige Mengen an Eichen‑ und Buchenstämmen. Diese wurden in einer Länge von drei bis neun Metern in den seichten Meeresboden gerammt, bis in den festen Boden unter dem Morast. Die Wälder an der Adria, soweit die Holzbringung zum Meere möglich war, wurden kahlgeschlagen. So wurde unbeschreiblicher Raubbau betrieben, Kahlschlägerungen ganzer Gebirgszüge wurden gemacht, Wind und Regengüsse schwemmten darauf die Erde ab, die Kahlhänge des Uferkarstes blieben übrig. Noch gab es keine Gesetze für Aufforstungen, allein die Erkenntnisse aus dieser Region machen die zuständigen Forstfachleute heute dafür verantwortlich, daß eine rechtzeitige Aufforstung geschieht. Dem Gottscheer Land blieb eine Kahlschlägerung erspart. Wie ich bereits erwähnte, trugen die Bergrücken, quer zur Adria streichend, das ihre dazu bei, daß unsere Wälder unberührt blieben, daß sie auch heute noch zu den schönsten Europas zählen. Ich stelle dies besonders heraus, da man unter Karstländern meistens jenen Karst meint, wie er sich in Istrien und an der Adria zeigt, jener unwirtschaftliche, total verarmte Karst, der den Bewohnern kaum einen ordentlichen Erwerb bietet. Im Gottscheer Land finden wir alle typischen Karsterscheinungen, die man von dieser Landschaftsform erwartet, vor. Wie ich bereits erwähnte, gibt es die Poljen, von Gottscheern einfach Land genannt. Es sind abflußlose Täler, eingeschlossen von zwei Bergrücken, und beim Eingang und Ausgang dieses Tales liegt jeweils ein Querrücken. In diesen Tälern finden wir vor allem im Unterland, der Unteren Seite und den Walden die vielen Dolinen, bei den Gottschern Gruben genannt. Es waren vor Jahrtausenden durch Unterspülungen versunkene Löcher, sie füllten sich mit herabfallendem Erdreich und Geröll, und die Grasnarbe verdeckte allmählich die Bruchstellen. Die Hirisgrube, die beiden Tiefen Gruben bei Mösel, die Feuchtgrube bei Reichenau und eine ganz große bei Tiefental waren Formbildungen, die wohl ganz eigenartig waren. Die kleineren Gruben aber dienten sehr häufig zu guten Krautgärtlein, die Schwemmerde im Talboden ließ einen ausgezeichneten Ertrag zu. Von den verschwindenden Flüssen haben wir ebenfalls schon gesprochen. Die Rinse als Hauptfluß in Gottschee fließt nach ihrem Verschwinden wohl zehn Kilometer unterirdisch dahin, um sich bei Wilpen mit dem Wasser der Kulpa zu vereinen. Auf ihrem unterirdischen Lauf nimmt sie viele Bäche auf. Wie verzweigt mag die Unterwelt allein in der Gemeinde Mösel sein, einzelne Löcher mit Wasser auf dem Grunde ließen so viele Sagen entstehen. So wissen Sagen zu berichten, wie sich da und dort ein Loch öffnete, Ochsengespanne verschwanden und auch Söhne und Töchter beim Führen der Ochsen mit in die Tiefe gerissen wurden. Ein Joch, ein Zopf eines Mädchens und ähnliches gab das unterirdische Wasser bei Wilpen wieder frei, und man nahm respektvollen Abstand von den auf Opfer lauernden Sauglöchern. Der Gottscheer war stets ein tiefgläubiger Mensch, leider kam auch der Aberglaube hinzu. So ist es verständlich, daß ihm die Unterwelt in der düsteren und dunklen Art nur Abscheu und Angst brachte. Obwohl Nichtgottscheer, wies der Universitätsprofessor und Vorstand der philosophischen Fakultät der Universität Wien, Joseph Anton Nagel bereits vor zweihundertfünfzig Jahren auf die Großartigkeit der Seeler Grotte hin. Kein Gottscheer wagte es, die Erforschung der vielen Höhlen anzugehen. Sicher gab es auch kaum gutes Ausrüstungsmaterial, ebenso sicher ist es aber auch die Angst, verbunden mit dem Aberglauben gewesen, daß die wohl wichtigste Fremdenattraktion nie zur Geltung kommen konnte. Prof. Nagel stellte zu seiner Zeit die Schönheit der Seeler Grotte sogar vor jene von Adelsberg, nur wurden im Laufe der späteren Jahre viele herrliche Tropfsteine abgerissen oder beschädigt, ein echter Ausbau mit gut begehbaren Wegen erfolgte nie. Auch die Beleuchtungseffekte, wie diese bei der Adelsberger Grotte gemacht wurden, kamen nie hinzu. Auf Anordnung des Kaisers Franz I., des Gemahls der Kaiserin Maria Theresias, beschreibt der Naturforscher Joseph Anton Nagel die „natürlichen Merkwürdigkeiten" des Landes Krain. Leider wurde sein Werk nie veröffentlicht, in der Österr. Nationalbibliothek in Wien wird das prachtvoll ausgestattete Manuskript aufbewahrt. Es ist ein Werk mit 97 Seiten und 22 Tafeln Tuschzeichnungen. Lassen wir Herrn Nagel im dritten Abschnitt der Tabelle I I berichten: „Die andere 1/4 Stunde von jetzt beschriebener entlegener Höle ist auch würdig, daß sie von jedem neugierigen Erforscher der Natur bewundert werde. Dan man muß bey ihr einen solchen Bau wahrnehmen, der wenig anderen, oder keiner gemein ist. Man gehet anfangs durch eine sehr hoch und breiten Schwibbogen (Schwebebogen, Bez. für Bogen) von Felsen, welcher durch eine große, in der Höhe befindliche Öffnung von der Höle völlig abgesondert ist. Und nachdem man in dem Haubt Gang, welcher durchgehends sehr geräumig ist, noch einige Schritte zurückgelegt hat, so siehet man linker Hand im Gewölbe eine andere Öffnung, wodurch das Tageslicht hinein fällt. Nach einem zurückgelegten Weg von 53 Klafter (1 Klafter = 1,9 m) stellet sich zur linken ein anderer, mit verschiedenen Figuren aus Tropf‑Stein bekleideter Gang dar, darin man aber nicht über 46 Klafter fortgehen kann. Wan man aus diesem zurückgekommen, und sich bei linker Hand wendet, so kommt einem nicht wenig verwunderlich vor, wan die vorhin Stock‑finstere, in eine durch das Sonnenlicht beleuchtete, und mit vielen grünenden Bäumen bepflanzte Höle verwandelt wird. Die Länge derselben erstreckt sich auf 36 Klafter und ist mit zwey, ohngefähr 4 Klafter breit und hohen, Schwibbögen gleichsam in drey Hölen eingetheilet. Zu Ende dieses offenen Platzes, welcher ringsherum mit hohen Felsen‑Mauern umgeben ist, siehet man abermals ein sehr weites Loch, wodurch man sich wiederum unter den finsteren Felsen begeben kann. Vor diesen Eingang stehet noch eine aufgemauerte mit Schieß‑Scharten versehene Brust‑Wehr; welche ehemals denen benachbarten Inwohnern zur Sicherheit dienen mußte, wan sie sich von denen einfallenden Türken in diese finsteren Felsen Klüfte verbargen (von den Schießscharten und der Brustwehr war schon im Jahre 1930 nichts mehr zu sehen Anmerkung v. K. Sch.) Sobald man die Brust‑Wehr hinter sich zurückgelassen, tritt man in einen wegen seiner Weite und Höhe erstaunenswürdig ‑ und entsetzlichen Platz. Dieser ist 36 Klafter lang, 20 Klafter breit und fast ebenso hoch. Das diese große Aushölung mit dreyen Öffnungen, wodurch die Sonnenstrahlen diesen, fast finsteren, unterirdischen Ort beleuchten, versehen. Auf der Seiten der rechten erblicket man in der Felsen‑Wand eine Aushölung, welche sich wie ein Brunnen, einige Klafter tief hinunter ziehet. Als ich mich zur selben nahete, sah ich, daß einige deren Bauern, so bei mir waren, mit meinem Bergknappen in einer recht eifrigen Beredung begriffen waren, und sich mit dem Kreuz‑Zeichen bezeichneten. Da ich mich nach dem, was sie mit so ernsthaften Geberden erzehlten, erkundigte, antwortete der Berg‑Knapp, daß nach ihrer Meinung in diesem Loch der teufel wohne. Ich ließ sie ferner durch meinen Dolmetsch fragen, woher sie dieses wüßten? (Anmerkung K. Sch.: Herr Nagel stammte aus Rittberg in Westfalen und konnte so die Gottscheer Mundart nicht verstehen). Da antworteten sie: Daß sie oft als ein Stein in dieses Loch hinterunter geworfen werden, der Teufel sich sehr verzürne, wan er solchergestalt in seiner Wohnung beunruhiget wird: Welches er nach jedem Wurf durch ein langanhaltendes Getöß und Brummen genugsam zu erkennen geben. Aus dieser so wohl ausgesonnen Ursach hörte ich schon, wieviel die Uhr geschlagen hatte. Und als ich, solches zu erfahren, einige große Steine hinuntergeworfen hatte, vernahm ich eigentlich, daß selbe in das unten befindliche Wasser fielen; und gleich darauf ein ungewöhnliches Glachtzen und Getöß verursacht wurde, welches beinahe 1 Minute lang dauerte. Es entsteht aber dieses Getöß von dem bewegten Wasser, welches unter die ausgehölten Felßen, so gantz nahe über der Oberfläche des Wassers hervorragen, schlägt, und so lang vernohmen wird, als der Fluß und Zurückfluß des Wassers währet." (Auszugsweise) Prof. Nagel berichtet noch ausführlich über die herrliche Grotte und stellt sie als das drittgrößte Naturwunder Österreichs dar. Vom großen Aberglauben der Gottscheer gegenüber der Unterwelt hat sich auch später nicht viel geändert, nur so ist es zu verstehen, daß die herrliche Grottenwelt der vielen unterirdischen Gänge nie erforscht wurde. Noch schöner in ihrer Vielfalt, aber schwerer zu erreichen waren die „Dreibrüder Grotte" und die „Eleonoren Grotte" im Friedrichsteiner Berg. Auch der Aufruf von Sektionschef R. Wenedikter in Wien im Jahre 1930, die Besonderheiten und Merkwürdigkeiten Gottschees stärker zu erforschen, fanden keinen Widerhall. Das Gottscheer Land geologisch betrachtet, besteht in seiner Gesamtheit aus Kalkböden, wobei die Kreideformationen vorherrschend sind. Unter Kreideformation der Erdgeschichte versteht man das Mittelalter des Erdzeitalters (Mesozoikum), es liegt rund 150 Millionen Jahre zurück, einst also der Zeitraum von rund 150 Millionen bis 60 Millionen Jahren. In dieser Zeit ist also die Faltung und Bildung des Gottscheer Raumes einzustufen, wobei die Hauptkämme um den Friedrichsteiner Wald in der Kreideformation entstanden, die, der Gebirgszug Seele, Hohenegg = Nesseltal dagegen Transformationen aufweist, Kalke, die weit älteren Datums sind und Reste von großen Muscheln in sich haben. Das Gestein am Burger Nock dagegen ist dunkelgrauer bis schwarzer Dolomit ohne versteinerte Muscheln. Im Raum Morobitz und Tiefenbach lagern die Triasschichten gar auf karbonischen, also noch weitaus älteren Formationen auf. Alle diese erwähnten Kalkgesteine zeigen Karsterscheinungen. Diese Erscheinungen sind auch überall in der Welt, wo Kalkstein vorkommt, zu finden, da sie aber im Karst in besonderer Form und sehr häufig sind, spricht man von Karsterscheinungen überhaupt. Wir sprechen also von Dolinen (Talschatten), Poljen (Gruben), Höhlengängen, grottenförmigen Felslöchern, die weit ins Gebirge hineinreichen, von Sauglöchern, die das Niederschlagwasser verschlucken und zu Trockenböden führen lassen. Der Kalkstein ist überhaupt äußerst wasserdurchlässig und begünstigt so Karsterscheinungen aller Art. Für die Gottscheer ist es sicher interessant, wie es zur Bildung von Kohlenlagern im Becken von Gottschee gekommen ist. Auf jeden Fall war die Gebirgsfaltung längst abgeschlossen, die Braunkohlenbildung entstand in der Jungtertiärzeit, also vor ca. 5 bis 20 Millionen Jahren.Lassen wir den Geologen Hermann Protzen aus Leipzig die Entstehung des Kohlelagers in Gottschee begründen: „Blicken wir vom Friedrichstein auf Gottschee zurück, so fällt uns vor allem das Bergwerksgelände inmitten der Karstlandschaft auf. In einem tiefeingesenkten Becken haben sich hier sechs Kohlenflöze von verschiedener Mächtigkeit (1 bis 15 m) angelagert, die durch kalkigtonige Zwischenmittel getrennt sind. Diese Kohle ist jungtertiären Alters und zeigt häufig noch Holzstruktur auf. Wie hat man sich die Entstehung der Kohlenlagerstätte zu erklären? Das große inner‑ungarische Becken, das am Ende der Faltung der alpinen und karpathischen Gebirge von einer Meeresbucht der beginnenden Jungtertiärzeit erfüllt war, wandelte sich noch im Laufe dieser Epoche in einen großen Binnensee um, in dessen Nähe, auf dem Karst, zahlreiche kleinere Wasserbecken die Vertiefungen erfüllten. Die Seen verlandeten wiederholt, und es gedieh auf dem sumpfigen Boden ein üppiger subtropischer Pflanzenwuchs. Bäume riesigen Umfangs (noch heute findet man verkieselte Baumstämme von über zwei Meter Durchmesser), Sträucher und zahlreiche andere Pflanzen bildeten teils vermodert, teils unter Luftabschluß vertorft, die Lagerstätte. Aus der Umgebung führten Bäche Kalk‑ und Schlammaterial herbei, das heute als Kalkmergel das Zwischenmittel der Kohlen darstellt. In dem See lebten Schnecken, die leidlich erhalten, heute noch in den Mergeln anzutreffen sind und eine genaue Altersbestimmung der Kohle möglich machen. Nach Bildung der Kohlenflöze wurde das ganze Becken überflutet. Hier setzten sich dann die Tone und Sande ab, die heute das Hangende der Kohle bilden." Welche Bodenschätze das Gottscheer Land noch birgt, ist uns derzeit nicht bekannt, gelegentlich sprach man von Uranerzfunden beim Kohlenbergwerk und auch in der Sperrzone des Hinterlandes, genaues ist uns derzeit nichts bekannt. Einen regelrechten „Goldrausch" gab es noch kurz vor der Umsiedlung bei Reintal, als man für das städtische Wasserwerk Kieselsteine aus dem Riegel, einem Berg zwischen Reintal, Durnbach und Otterbach holte. Man stieß auf Pyritadern, eine Schwefeleisenverbindung (FS2). Goldig glänzten die Kristalle, zu schade, um wahr zu sein, doch bald mußten die Bewohner erfahren, daß es sich um Pyrit, also Eisenkies handelt.
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