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Je nach Lage der einzelnen Becken und Ortschaften differieren die Temperaturen in Gottschee recht stark. Im allgemeinen muss man dem Gottscheer Sprachinsel ein rauhes Klima zuschreiben. An seinem Rande im Nordosten, Osten und Südosten hat das Gottscheer Land schmale Streifen südlicher Wärme und Vegetation. Solche Landstriche mit milderem Klima sind der untere Teil des Moschnitzer Tales, die Hänge der oberhalb des Tschernembler Bodens aufsteigenden Terrasse, wo auf der Strecke Straßenberg ‑ Rodine ‑ Maierle ‑ Döblitsch Weinbau betrieben wird, sowie die schmalen, sonnigen Becken am linken KulpaUfer. Meeresnähe, Luftdruck und Winde machen das Gottscheer Hochland zu einem äußerst niederschlagsreichen Gebiet. Es liegt innerhalb des Gebietes starken Niederschlags von über 1500 mm, die sich im Bereich der Dinarischen Alpen längs der Ostküste der Adria von Görz bis Albanien zieht (meteorologische Aufzeichnungen wurden von 1871 bis 1918 vom Auerspergschen Forstamt in Gottschee im Auftrag der K.K. Meteorologischen Reichsanstalt in Wien durchgeführt). Die Luftschichten, die sich im Mittelmeer und in der Adria mit Wasser sättigen, werden nordostwärts getrieben und befreien sich von ihrem Wassergehalt, wenn sie von den Winden an den Rändern des Gottscheer Bergrücken auf 1000 m hinauf getrieben werden. Bergzüge dieser Höhe hat Gottschee eine ganze Reihe. Für die Stadt Gottschee wurde die Niederschlagsmenge für die oben angeführte Zeitdauer auf 1570 mm berechnet, das ist verglichen mit Laibach, Zagreb und Rijeka eine starke Niederschlagshöhe. Gerade der Reichtum an Niederschlägen ist es, der sich der schnellen Verkarstung des Bodens in Gottschee entgegenstellt. Der in den Klüften sitzende Kalk würde bei größerer Trockenheit die Bodenkrume rascher auslaugen und den Zerstörungsprozess beschleunigen. Der Westen Gottschees wird vom Regenfall am reichsten bedacht, während der nordöstliche Teil des Landes, die Walden, die geringsten Niederschläge aufzuweisen hat. Es ist jedoch keine Seltenheit, dass im Juni und im Juli wochenlang kein Regen fällt. Verdorrte Gräser, vertrocknete Äcker und eine schlechte Ernte waren dann die Folge. In manchen Orten versiegten auch die Quellen, Wasser musste aus benachbarten Ortschaften mit Fässern geholt werden, um Mensch und Tier mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Um diesem Übel entgegenzuwirken wurden in manchen Orten, vor allem in der Walden, Zisternen errichtet. (Zisternen sind unter der Erde angelegte Behälter aus Mauerwerk oder Stampfbeton mit dichten glatten Wänden zum Sammeln und Speichern von Regenwasser mit einer Abdeckung gegen Verdunstung und Verschmutzung. Die Behälter bestehen aus Sammelraum, Filterschicht und Entnahmekammer und müssen leicht zu reinigen sein). Wenn man das ganze Jahr der Natur ausgeliefert ist, fühlt man sich bei guten Ernten dem Herrgott enger verbunden, man ist ihm dankbar für jede gute Ernte, aber auch in der Not fleht man ihn immer wieder an, helfend sich aller zu erbarmen. Der Gottscheer war in seiner alten Heimat ein recht gläubiger Mensch und ist es noch, wo immer er jetzt auch lebt. Wenn in der Sommerzeit die Felder auszutrocknen drohten, zogen die Bauern regenbittend zu den Kirchen und baten den Herrgott um den erlösenden Regen. Von elementarer Mächtigkeit sind die Nebelbildungen, die sich im Herbst über den Beckenlandschaften entwickeln. Wenn man Anfang bis Mitte Oktober die Höhenstraße Friesach ‑ Hohenegg wanderte, lag bis gegen Mittag ein dichtes Nebelmeer über das Gottscheer Haupttal, dessen Schwaden sich erst um die Mittagsstunde auflösten. Ähnlich verhält sich der Nebel von Nesseltal über die südlichen Hornwaldausläufer bis nach Unterdeutschau.
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