Durch den tödlichen Unfall seines älteren Bruders mußte er als 17jähriger den elterlichen Betrieb übernehmen. Mit 25 Jahren lernte er seine spätere Ehefrau Berta Samide aus Hohenberg kennen. Sie führten bis zum all zu frühen Tod der Frau im Jahr 1970 eine sehr glückliche Ehe. Dieser Ehe entsprossen fünf Söhne. Bis zur Umsiedlung im November 1941 verlief das Leben der Familie Ruppe in Winkel ganz normal und zur damaligen Zeit recht zufriedenstellend. Wie ja bekannt ist, waren auch meine Eltern, wie fast alle Gottscheer, mit der Umsiedlung einverstanden. Obwohl wir noch bei der Abreise am Bahnhof in Mitterdorf gar nicht wußten, wohin man uns bringt. Die Enttäuschung am Anfang im Umsiedlungsgebiet in der Untersteiermark war MM groß. Meinen Eltern wurde nach einigen Schwierigkeiten ein Kaufgeschäft und Gasthaus mit etwas Landwirtschaft in Weitental bei Rann zugewiesen. Sie versorgten dort die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften, in denen es keine Geschäfte gab. Dem Geschäft war auch eine Trafik angeschlossen. Das Leben in der damaligen Untersteiermark brachte täglich Überraschungen. Es verging fast keine Nacht ohne Partisanenüberfall. Meist waren Tote zu beklagen. In unserem Haus war auch die Kommandostelle des Grenzschutzes mit Hauptmann Hildebrand untergebracht. Die Ortschaft Weitental glich einer kleinen Festung. Sie war mit Stacheldrahtzäunen und Bunkern umgeben. Was Anfang Mai 1945 geschah, ist ja jedermann bekannt .Die Frauen mit kleinen Kindern konnten noch mit den letzten Zügen fliehen. Unsere Mutter, Großmutter und zwei Brüder kamen noch bis Selzthal. Hier wurden sie von den Russen aufgehalten. Ihr Ziel war eigentlich Bad Aussee, wo Vaters Bruder Richard und zwei Söhne lebten. Mutter, Großmutter und die Kinder irrten drei Monate in einem Güterwaggon in ganz Österreich umher, bis sie schließlich die Demarkationslinie auf abenteuerliche Weise überwinden konnten und in Bad Aussee glücklich landeten. Der Vater war schon einige Wochen zuvor in Bad Aussee angekommen. Auf der Flucht wurde ihm alles abgenommen, was er besaß, er wurde mißhandelt, und sein Sohn Josef wurde bei einem Partisanenüberfall von ihm getrennt. Josef konnte sich als 15jähriger bis nach Kärnten durchschlagen und ist schließlich nach drei Monaten Flucht auch glücklich in Bad Aussee gelandet. Die Nachkriegszeit war für eine mittel große Familie mit fünf unversorgten Kindern und einer Großmutter in einer völlig fremden Umgebung sehr schwer. Vaters Bruder Richard hat uns über die schlimmste Zeit hinweggeholfen. Jeder der fünf Söhne erlernte einen Beruf und wanderte ‑ bis auf einen ‑1955 und 1956 in die USA und nach Australien aus. Der Vater verdiente seinen Lebensunterhalt bis zu seiner Pensionierung als Sägewerksarbeiter in Bad Aussee. Unser Vater war in Gottschee auch ein passionierter Jäger und besaß eine der größten Jagden im Waldnergebiet. Zu seinen besten Freunden zählte auch unser sehr verehrter Pfarrer Krisch aus Altlag. Mit ihm wurde manche Treibjagdbeute (meistens Wildschweine) bei uns im Gast haus fröhlich gefeiert. Am meisten vermißte unser Vater wohl seine Freunde und Kameraden aus der alten Heimat. Die meisten sind in zwischen auch schon verstorben oder sie haben irgendwo in der Welt eine zweite Heimat gefunden. In der Vorkriegszeit gab es auch bei uns sehr viel Armut, und unsere Eltern haben stets geholfen, wo sie nur konnten. Jetzt noch bekam Vater von Leuten Dankschreiben, denen meine Eltern geholfen hatten. Nun ist er nach einem langen, erfüllten und auch schicksalhaften Leben im hohen Alter und nach kurzer Krankheit sanft entschlafen. Er war immer stolz darauf, ein Gottscheer zu sein. Am 25. August 1996 war er noch beim Treffen in Mariatrost. Leider konnte er nur mehr sehr wenige Bekannte antreffen. Er wäre auch noch sehr gerne zum Treffen nach Klagenfurt gekommen, aber zu dieser Zeit hatte er mit den Füßen Probleme. Zur Beerdigung sind alle seine Söhne aus Amerika und Australien gekommen. Eine große Trauergemeinde begleitete den Verstorbenen zur letzten Ruhestätte. Alois Ruppe war mit dem Gottscheertum aufs engste verbunden. Immer wieder kam er zu den Veranstaltungen des Vereines Gottscheer Veranstaltungen. Am 25. August 1996 war er noch einmal bei der Großen Wallfahrt in Graz Mariatrost und erlebte diese noch in alter Frische. Nach den Festlichkeiten konnte er noch mit seinen Landsleuten plaudern, und bei mir verabschiedete er sich mit den Worten: „Das war die letzte Wallfahrt, die ich hier erlebte." Ich konnte es nicht glauben, da Vater Ruppe, wie immer, noch sehr frisch aussah. Wirklich, es war seine letzte Wallfahrt zur Gottscheer Gedenkstätte, denn der Allmächtige hat den treuen Gottscheer zu sich in die ewige Heimat abberufen. Nun ruht er auf dem Friedhof zu Bad Aussee, und der Allmächtige möge ihm im ewigen Jenseits den gebührenden Platz zuweisen. Den trauernden Hinterbliebenen sagen wir auf diesem Wege unser aufrichtiges Beileid. VGGlH. Sch.
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In Hohenberg Reisebericht von Berta Ruppe Auf der Grenze gabs keine Schwierigkeiten, sodass ich planmäßig in Laibach ankam. Als ich in Laibach auf den Anschlusszug nach Gottschee gewartet habe, habe ich mit mehreren Leuten sprechen können, die alle sehr gerne mit mir deutsch gesprochen haben und auch sonst recht freundlich zu mir waren. Es ging auch von Laibach nach Gottschee ohne Zwischenfall, wo ich bereits von meinen Bekannten am Bahnhof erwartet wurde. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Autobus bereits um 5 Uhr früh von Gottschee ab nach Altlag. In Malgern sah ich kein Haus mehr stehen, auch in Kletsch steht kein Haus mehr, nur die Linde steht noch da. In Altlag angekommen bot sich ein ganz fremdes Bild. Nur einige Häuser sind wieder neu aufgebaut worden. Die Linde und die Kastanienbäume am Platz stehen noch. Wie es sonst in Altlag aussieht haben sicherlich vor mir schon andere berichtet. Von Altlag hinunter in der Gasse ist alles so fremd, dass man sich nicht mehr auskennt. Bei der „Pforarsch Biedn“ am Ende da stehen auch Gebäude, wahrscheinlich Stallungen. Die Äcker sind alle abgeweidet und mit Stacheldraht umzäunt. Der Weg weiter war ganz verlassen und stellenweise ganz fremd, bis zu den Wiesen, wo ich früher selber gearbeitet habe, da war ich wieder daheim. Als ich mich unserer Ortschaft Straßle (Winkel) näherte oh du lieber Himmel, das war ein Schrecken, lauter Gebüsch kein Haus mehr zu sehen. Ich musste erst einmal herumsuchen um überhaupt den Platz genau festzustellen, wo einst die Ortschaft stand. Ich konnte eine Betonplatte von unserem Brunnen ausfindig mach, nach der ich mich dann soweit orientieren konnte, um den Platz wo einst unser Haus stand zu finden. Ja, hier war der Platz wo wir einst glücklich in der Heimat waren, nichts als ein Urwald ist übriggeblieben. Draußen in den Okackern steht einen Jagdhütte. Von Straßlein weiter aufs Pargle (Hohenberg) ist ein Weg ausgehackt. Die Götlacker sind alle schön ausgeräumt und die Steine alle schön zusammengeschlichtet. Weiter auf der Troiö hinaus da ist ein dichter Wald. Der Weg führt weiter bis in die ehemalige Ortschaft Hohenberg. Im Dorfe da schauts aus, so wild und verwachsen als hätte der Bär dort sein Quartier bezogen und in Grzeinsch Kaudr liegt ar burscheinlich im Bintr. Ich hätte ein Bild gemacht von dem Platz wo einst mein Geburtshaus stand, aber es war unmöglich vor lauter Gebüsch und Holz war es ganz finster. Von Baschn Stau (Stall) da steht noch der Türrahmen. Ich wollte unbedingt auch zum Platz hinauf, wo einst das Kirchlein stand, aber wie da hinaufkommen, durch die Hecken und das hohe Gebüsch. Mit viel Mühe gelang es mir dann doch, zum Teil kriechend, den Platz vor der Kirche zu erreichen. Da, die Mauer steht noch vom Kirchlein die auf dem beiliegenden Bild zu sehen ist. Vor dem Eingang zur Kirche war noch ein Plätzchen, wo ich mich einwenig ausgeruht habe. Das liebe Kirchlein, wo wir in der Jugend immer ein und aus gegangen sind, wo wir der Maiandacht und vielen anderen Festlichkeiten beigewohnt haben, so sieht es jetzt aus. Auch getraut hat uns hier heroben der selige Pfarrer Anton Krainer. Deine beiden Glöcklein haben einst so schön geklungen, ich hör sie heute noch. Weiter wollte ich noch ein wenig und zwar noch Skibn (Oberstein). Von Hohenberg bis Skibn ist auch alles ganz fremd, aber am Pichl da ist noch ein Platz von dem man Ausschau halten kann. In Altbacher ist keine Kirche mehr zu sehen, in Riegl kein Haus aber die Tiefenthalter Kirche, da schaut der Turm vom Nock genauso noch herüber wie einst. Jetzt noch ein paar Schritte und Skibn ist erreicht. Auch da dasselbe Bild, alles Urwald. Ich ging noch etwas herum, auf einmal entdeckte ich eine kleine Hütte, ich ging näher heran und entdeckte darin ein Denkmal. Das ist in Paxnarsch Gurtn. Ich konnte aus der Inschrift nur 23. April 1943 entziffern, da ich nicht slowenisch oder serbisch kann. Meine Freundin hat mir dann die Schrift übersetzt das hier an diesem Tage die erste Zusammenkunft der Partisanen war und das heutige Jugoslawien gegründet wurde. Das Denkmal ist nicht geschmückt auch nicht verwachsen, es ist mit einem Zaun mit Ruten eingezäunt. Ich konnte nicht mehr weiter herumgehen, denn durch das hohe Gras und den Tau war ich schon ganz nass in den Schuhen und Füssen, sodass ich schön langsam wieder einmal Abschied von Parglein nehmen musste. Ich war auch wieder froh aus der Wildnis heraus zu kommen. Menschen habe ich oben keine angetroffen, war auch sehr froh darüber. Wieder in Altlag angekommen, sind wir beim ehemaligen Schneidarsch (Gasthaus) zugekehrt, wo gleich einige Leute, die mit uns gottscheerisch gesprochen haben, herbeigekommen. Habe mir noch den Platz wo die Pfarrkirche stand angeschaut. Der Friedhof ist die rechte Hälfte umgeackert. Vom Grabe meines Vaters (der Grabstein ist zerstört) habe ich mir etliche Zweige und Gräser mitgenommen. Hier fiel mir der Abschied schwer. Weiter gings wieder zurück, ohne irgend welche Schwierigkeiten haben wir mit dem Autobus der täglich einmal zwischen Gottschee und Novo mesto verkehrt wieder Gottschee erreicht. Die Stadt Gottschee ist wieder sehr schön aufgebaut worden. Vom Schloss ist überhaupt nichts mehr zu sehen, es ist eine Grünanlage mit einem Denkmal dort, wo einst das Schloss stand. Oh -Heimat, wohin bist du entschwunden
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