Richard Ruppe ein echter Gottscheer |
Viel zu früh, im Alter von 67 Jahren, wurde Richard Ruppe, Inhaber eines der größten Fremdenverkehrsbetriebe in der Steiermark, aus dem Kreise seiner Familie gerissen. Ein unerwarteter Herzschlag hat seinem Leben am 29.11.1973 ein Ende bereitet. Es gibt wohl kaum jemanden im Ausseer Land, der diesen liebenswürdigen, immer heiteren Gastronomen nicht gekannt hat, sei es als zuvorkommender Wirt, in seinem Gasthaus „Zur Sonne“, sei es, wenn es in flottem Tempo hinauf zur Tauplitz ging mit seinem „Ruppe-Bus!“ Bewundernswert der Lebenslauf dieses Mannes der es durch Fleiß und im Verein mit seiner tüchtigen Frau Karoline und seinen drei Söhnen Richard, Karl und Helmut vom wandernden Gottscheer zum Hotelbesitzer und Autobusunternehmer gebracht hat. Als jüngster Sohn eines Gastwirtes und Kaufmannes hat er in Winkel in der Gotttschee am 15.01.1907 das Licht der Welt erblickt. Doch der Lebensraum wurde der kinderreichen Familie zu eng und so wanderte er 1928 aus. Er ist dann dem Beruf mit viel kaufmännischer Gewandtheit nachgegangen, Kaiser Friedrich IV. verlieh den Gottscheern für die deutschen Reichslande im Jahre 1492 ausdrücklich das Privileg des Hausierhandels, das durch spätere Kaiser erneuert und erweitert wurde So schnallte er sich täglich über seine fesche Gottscheer Tracht den „Bauchladen“ um und verkaufte vorwiegend Süßigkeiten und animierte zu einem „Glücksspiel“, wenn er durch die Gaststätten von Tisch zu Tisch wanderte. Der Käufer durfte „grad oder ungrad“ sagen und dann tief in sein dargebotenes Sackerl mit Losen greifen, und hatte er gewonnen, so durfte er sich etwas Süßes aus den vielen Fächern des Bauladens aussuchen. Höhere Gewinne gab es zu erzielen, wenn man nur mit Ziffern gewettet hatte usw. Bei dieser Wanderschaft hat R. Ruppe wohl seine große Menschenkenntnis erworben, die ihm später als Hotelier so sehr nützlich war. Er wanderte von Gmunden, Linz, über Braunau nach Deutschland und Holland, um wieder zurückzukommen nach Gmunden. Dort kam er auch öfter durch die Gasträume des Hotel „Schwan“, und dort traf er zum erstenmal seine Frau, die damals eine anmutige, flinke Kellnerin war. Es war, wie so oft behauptet wird, in diesem Falle tatsächlich Liebe auf den ersten Blick, denn „seine Augen“ hatten es ihr angetan, und ihm „der kluge Schalk“, der ihren. Da sie gerade eine Fahrt nach Budapest vor hatte und sich ihr Glück nicht entgehen lassen wollte, fragte sie ihn beherzt, „ob er auch morgen und in 14 Tagen wieder käme“. Und er kam und holte sie sich zu gemeinsamen Leben, zu gemeinsamer Arbeit. Außer ihrer Hochzeitsreise zu den Eltern in die Gottschee, haben sie sich in den ersten Jahren keine Reisen geleistet, denn bald pachteten sie von der Gösser-Brauerei „Die Sonne“ in Bad Aussee. Mit unerhörtem Fleiß haben sie dieses Gasthaus modernisiert und in einer preiswerten Kategorie so auf die Höhe gebracht, dass es ihnen nach 19 Jahren möglich war, aus dem Gasthaus ein Hotel zu machen und es käuflich zu erwerben! In ihrem Hotel fühlten sich die Gäste wohl. Es waren nicht nur Durchreisende, auch viele Sommergäste, In- und Ausländer, auch viele Gottscheer, die aus Kanada und USA kamen, auch Fürst Auersperg, dem große Ländereien in der Gottschee gehörten. Heute noch halten alle Gottscher zusammen, eine eigene Zeitung bindet das Band der Freundschaft. Pionierarbeit wurde geleistet – z. B. auf dem Gebiet der Belebung der Wintersaison. Ruppe brachte die ersten Schüler-Skikurse aus Holland, Schweden, England, Deutschland und Belgien durch sein Auto-Reisebüro nach Aussee. Per Schiff über den Kanal, per Flugzeug kamen diese Gruppen ohne Skiausrüstung (die sich ja für 14 Tage im Jahr nicht gelohnt hat), da war es dem Schuhhaus Lieber für Leihschuh, der Firma Mayer für Leihski und Dr. Hofer zu danken, der den Skilehrer Jansenberger nach Aussee gebracht hat. Ohne diese Vorbedingungen wäre der Beginn einer Wintersaison undenkbar gewesen. Um jeden Gast hat Richard Ruppe sich persönlich angenommen. Viele kamen immer wieder. Wenn jemand erst nach fünf, zehn oder noch mehr Jahren zu Tür hereinspazierte, nannte er ihn gleich begrüßend beim Namen! Während des Krieges gab es für jeden durchziehenden Soldaten ein warmes Essen und eine Flasche Wein! Bei Kriegsende wurde aus der „Sonne“ ein Lazarett, und 1945 musste die Familie binnen einer halben Stunde das Haus verlassen und in die Braunvilla ziehen; Amerikaner hatten das Haus mit Beschlag belegt. doch nach sechs Wochen wurden sie von einem US- Kapitän wieder zurückgeholt. „Freundliche Neider“ ließen damals Richard Ruppe einsperren, doch nun bewährte sich wieder der „schlaue Blick“ der Hausfrau. Sie konnte „nicht mit der Heizung“ umgehen und damit die Amerikaner weder frieren, noch mit einer explodierenden Heizung in die Luft gehen, musste täglich Ruppe aus dem Kotter geholt werden, damit er die Heizung bediente. Dann wurde er unter „Bewachung“ gestärkt, gebadet, und versehen mit einer Kanne heißen Kaffee mit Kognak für alle Zellengenossen, zurückgeführt. Doch bald war er durch die Initiative und Energie von Frau Karoline wieder daheim. Und wieder fanden sich die Gäste ein. Besonders gerne kamen in die gemütliche Gaststube, die damals in Aussee weilenden Künstler wie Johannes Heesters, Marikka Röck, Siegfried Breuer, Hans Moser usw. Denn Ruppe hatte immer einen guten Wein, war er doch selbst Kellermeister, der früher immer den Wein in Fässern holte, er hatte es gelernt, ihn selbst zu lagern, filtern und überwachte auch fachmännisch den Gärprozess. Im Jahre 1937 gehörte zur „Sonne“ auch eine Frächterei, die mit Pferdefuhrwerken betrieben wurde. Da ist er selbst oft mit Peitschenknall durch das Land gefahren, hat Waren geliefert und geholt. Nach Jahren wurde der erste Diesel-LKW angeschafft. Nach und nach vergrößerte sich der Betrieb auf fünf Lastautos, dann stieg er um auf Personentransporte. Seine „Ruppe-Buse“, sieben große Mercedes-Wagen und zwei VW-Buse, machten weite Ausflüge durch die schönsten Gegenden Europas. In diesen letzten Jahren gönnte sich das Ehepaar auch selbst einmal wieder Urlaube – weit ab vom Ge- und Betriebe.
Wenn er mitten in der Arbeit oder gar am Telefon war
durfte ihn niemand stören – außer seinen zwei Enkelkinder, Sabine und
Irene. Der Stammbaum der Familie Ruppe
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