Wirtschaftliche und Politische Lage | ||
DIE
WIRTSCHAFTLICHE, KULTURELLE UND POLITISCHE SITUATION |
Das Gottscheer Land, die Sprach‑ und Volksinsel Gottschee entsprach größen‑ und bevölkerungsmäßig einem Bezirk im österr.‑ungarischen Staatsverband. Den Mittelpunkt dieses Landes bildete die Stadt Gottschee. Politisch gesehen teilte sich das Land auf vier politische Bezirke auf. Der größte Teil des Landes fiel auf den Bezirk Gottschee, die Gegend um Tschermoschnitz gehörte dem Bezirk Rudolfswerth an, die Gegend um Rodine, Maierle, Altenmark, dem Bezirk Tschernämbl und das Suchener Hochtal dem Bezirke Tschabar an. Diese Einteilung bzw. Aufteilung ist wohl verwaltungsmäßig günstig gewesen, volkspolitisch gereichte sie der Bevölkerung, besonders den Gottscheern zum Nachteil. Das mag wohl auf die nationale Kurzsichtigkeit der damaligen Machthaber zurückzuführen sein, die jedwede Expansion des deutschen Volkstums hintertrieben haben. Wenn man das Land vom geographischen Standpunkt aus betrachtet, so wurde dies durch einige Bergzüge, die sehr schön bewaldet waren, gegliedert. Diese Gebirgszüge zogen sich vom Norden nach Süden hin. Im Osten war der urwaldähnliche Hornwald, in der Mitte das Gottscheer Bergland mit dem Friedrichstein und dem BurgerNock und im Westen das Göttenitzer‑ und Morobitzer Bergland mit der Krempe ‑ auch „Gottscheer Schweiz" genannt ‑ von welcher man einen wunderschönen Ausblick in das steilabfallende Kulpatal und weit hin ins Kroatische hatte. Zwischen diesen Gebirgszügen lagen die Talschaften eingebettet, die als Siedlungsgebiet gedient haben. Durch diese Tälerzogen Landstraßen, die als Verkehrswege nicht nur für die damalige Zeit, sondern auch für die heutigen Verhältnisse ordnunsgemäß angelegt wurden. So war die Verbindung von Gottschee nach Laibach, von Gottschee über Lienfeld, Stalzern nach Fiume und zur Adria, von Gottschee über Mösel, Unterdeutschau oder Hohenegg, Nesseltal nach Tschernämbl und Agram und von Gottschee über Alttag nach Rudolfswerth und weiter in die Steiermark planmäßig und großzügig geführt. Die Straßen zogen wie Blutbahnen durch das ganze Land und die weiteren Zubringerstraßen erfaßten als Gemeindestraßen jedes Dorf und jeden Weiler, so daß das ganze Gottscheer Land verkehrstechnisch schon im vorigen Jahrhundert erschlossen worden ist. Dazu kam in der Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Laibach nach Gottschee. Die Trassierung von Gottschee bis Tschernämbl, oder bis Delnice wurde weiter vermessen, aber zum Ausbau kam es nicht mehr. Verkehrstechnisch wurden nach dieser Schilderung alle Probleme gelöst. Wie sah es nun mit den anderen Voraussetzungen einer gesunden Wirtschaft im Gottscheer Lande aus? Hat das Land in seiner Struktur der Bevölkerung einen gesunden Lebensunterhalt bieten können, ja oder nein? Vorauszuschicken wäre eines, daß das Gottscheer Land sich im Karstgebiet befindet und daher die Fruchtbarkeit der Felder nicht mit jenen der Panonischen Tiefebene zu vergleichen sind. Grundsätzlich sei jedoch gesagt, daß das Gottscheer Land für alle Wirtschaftszweige bei einer entsprechenden Führung eine Basis gebildet hätte. Es war die Landwirtschaft mit allen ihren Zweigen wie Ackerbau, Viehzucht, Obst‑ und Weinbau sowie Wald und Forstwirtschaft vorhanden. Alles konnte angebaut werden, und alles warf bei einer entsprechenden Bewirtschaftung einen größeren oder kleineren Ertrag ab. Erst im Zuge der Umsiedlung wurden erstmalig die Gottscheer Sachwerte erfaßt, da diese für die Bemessung einer kommenden Entschädigung notwendig waren. Blenden wir nun einmal die Vergangenheit in diese Abhandlung ein. Die Urheimat der Gottscheer läßt sich heute sehr schwer oder auch gar nicht eruieren. Die spärlichen Aufzeichnungen in den Kirchenchroniken berichten wohl über die Kirchengründungen, da für die Siedler in dieser Hinsicht etwas getan werden mußte. Die Siedlungsgeschichte bleibt jedoch im Dunkeln und schon gar jetzt, wo Gottschee als Land zu bestehen aufgehört hat. Die Bevölkerung jener Zeit, also im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit wies in ihrer Struktur drei Stände auf, und zwar den Adel, die Geistlichkeit und die Bürger und Bauern. Die Bauern waren jener Stand, der den Grund und Boden zu bearbeiten hatte. Ursprünglich waren die Bauern frei; sie mußten jedoch ihren Grund und Boden auch selbst verteidigen. So kam es dazu, daß die Bauern immer mehr zur Verteidigung ihrer Habe eingesetzt wurden, und für die Bearbeitung der Äcker blieb keine Arbeitskraft. Dessen überdrüssig, übergaben die Bauern den Grund und Boden an die Grundherren und bekamen ihn wieder als Lehen zugewiesen. Sie wurden von der Kriegsdienstleistung befreit, mußten aber nun Frondienst für den Grundherren leisten, der die Verteidigung übernahm, und noch einen Zehent abliefern. So wurde aus dem freien Bauern ein unfreier. Erst Kaiser Josef II. hob die Leibeigenschaft wieder auf und schuf den freien Bauern wieder. Was die unfreien Menschen in dieser Zwischenzeit erdulden mußten, kann aus jedem Geschichtsbuch entnommen werden. Die Zustände der damaligen Zeit führten ja zu den Bauernaufständen, die ja auch im Gottscheer Gebiet ihren Niederschlag fanden. Immer größer wurden Fron und Zehent. Die mächtigen Burgen deuten ja auf den Reichtum der Grundherren hin. Dieser Reichtum entstand ausschließlich aus der Ausbeutung der Untertanen. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft wurde der Bauer wieder sein eigener Herr auf eigener Scholle. Nun stellt sich die Frage, warum die Ansiedlung im 13. bzw. 14. Jahrhundert in diesem Gebiet erfolgte. Warum siedelte man bis zur Kulpa und warum brachte man Menschen aus den deutschen Ländern? Sicherlich dachte damals niemand an die Ausbreitung des deutschen Volkes und die Sicherstellung des neuerworbenen Bodens für die deutsche Expansionspolitik. Nein, man brauchte Menschen, die imstande waren, aus einer Wildnis, aus einem Urwald einen fruchtbaren Boden zu machen und dieses Gebiet mit Menschen zu besiedeln, die auch bereit waren, diesen neugewonnenen Boden zu verteidigen. Die weitere Folge hingegen war sicherlich tieferen Sinnes. Man weiß es, daß gerade aus dem Südosten ständig Feinde ins Land eindrangen, die plünderten, raubten und Menschen verschleppten. Nun benötigte man gerade in diesem Gebiet einen Menschenschlag, der sich diesen Horden entgegensetzte und sie entweder zurückschlug oder zumindestens den Vormarsch bremste. Aus dieser Sicht heraus könnte man die These von der Besiedlung des Gottscheer Raumes durch 300 aufständische Siedler gelten lassen, da anzunehmen wäre, daß der Gottscheer ein freiheitsliebender Mensch war. Aus der Sprache, den Namen, der Eigenart des Menschenschlages kann man ersehen, daß die Gottscheer niemals aus einem Gebiete kamen, sondern wie bei jeder Siedlung aus verschiedenen Gebieten stammten. Der Gottscheer war bereit, den Boden, den er urbar gemacht hatte, zu verteidigen. Geschichtliche Tatsachen sind es, daß trotz laufender Türkeneinfälle, trotz Krankheiten und trotz Rückschläge der Gottscheer immer wieder treu an seiner Scholle hing. Sicherlich hat die Obrigkeit dieses Verhalten der Gottscheer bemerkt und ihnen aus diesem Grunde bereits frühzeitig das Hausierrecht in den deutschen Landen gestattet. Die These, daß das Hausierrecht wegen des kargen Bodens verliehen wurde, ist nicht haltbar, und aus der angeführten Schilderung wäre anzunehmen, daß den Gottscheern das Hausierrecht nur deshalb gewährt wurde, damit sie weiterhin im Lande verbleiben und als Vorposten des Landes eine sichere Verteidigung erbrachten. So zog der Gottscheer in der arbeitsarmen Zeit Jahr für Jahr in die Fremde und bot zuerst im Tauschhandel, dann im Verkauf die in Eigenregie erzeugten Waren an, bis später das Hausieren in eine Art Glücksspiel ausartete (Grad oder ungrad oder drei‑fünfsieben durch gezogene Nummern). Dieses Hausiergeschäft brachte für die Gottscheer sicherlich eine zusätzliche Einnahmsquelle und viele Gelder flossen dadurch ins Gottscheer Land. Zugleich brachten diese Hausierer auch viele Neuerungen mit heim, die sie im Laufe der Zeit in der Fremde antrafen. Das wäre die positive Seite dieser Beschäftigung. Leider gibt es aber überall auch negative Seiten. Mit den jährlichen Wanderungen der Väter wanderten auch unternehmungslustige Jugendliche in die Fremde und kehrten nie mehr in die Heimat zurück. Gerade diese Kräfte fehlten dann der Heimat, da sie den Besten und Tüchtigsten zugeordnet gehörten. Diese ausgewanderten jungen Menschen bauten in fremden Ländern ihre Existenzen auf und in der Heimat fehlen dann die Führungskräfte. Diese Führungskräfte schießen bekanntlich nicht wie die Pilze aus dem Boden und man muß sie erst durch eine solide Ausbildung zu dem machen, was die Heimat gebraucht hätte. Erst mit der Gründung des Gottscheer Gymnasiums, der Gottscheer Bürgerschule, der Holzfachschule bahnten sich neue Wege an, die das Gottscheer Land sicherlich zu einer Wirtschaftsblüte im eigenen Raum geführt hätte. Alle Voraussetzungen für eine entsprechende Erzeugung waren gegeben. Kaum ein Gebiet in der Größe von Gottschee hätte im österr.‑ungarischen Staatsverband mehr zu bieten gehabt. Eine redliche arbeitssame und charakterfeste Bevölkerung und ein immenser Holzreichtum hätte bei einer planmäßigen Bewirtschaftung eine Holzverwertungsindustrie entwickeln können. Im Raume von Gottschee war Kohle vorhanden. Diese stellt den Grundstoff zum Ausbau einer Industrie dar, auch wenn es nur eine Braunkohle war. Es wurde eine Glasfabrik, Textilfabriken und eine Lodenweberei in Lichtenbach errichtet, die Ansätze für eine heimische Industrie bildeten. Auf den großen Hutweiden der Heimat hätte man eine Viehzucht installieren können, wie sie weit und breit zu suchen gewesen wäre. Nicht der Arbeitswille oder die Lebensfähigkeit hat gefehlt, sondern ausschließlich die Führungskräfte, die das Wirtschaftsleben hätten ausbauen sollen. Dazu kam die große Auswanderung nach Österreich, nach Deutschland und nicht zuletzt nach Übersee, die schon vor dem Ersten Weltkriege ganze Ortschaften aussterben ließ. Das Ende der österr.‑ungarischen Monarchie im Jahre 1918 brachte dann auch das Ende der anfänglich so gut aussehenden Heranbildung von Fachkräften auf allen Gebieten. Leute, die ihr geistiges Wissen in den Gottscheer Bildungsstätten erhalten hatten, verließen die Heimat und stellten sich irgendwo in der weiten Welt den betreffenden Staaten zur Verfügung. Zurück blieben wieder nur die Bauern und Bürger auf sich selbst angewiesen. Einige Geistliche, an der Spitze der Mitterdorfer Pfarrer, Geistl. Rat Josef Eppich, als christlichsozialer Abgeordneter, einige Lehrer, die selbstverständlich die Staatssprache, also slowenisch erlernen mußten und einige Akademiker, die man auf den Finger der einen Hand abzählen konnte. Unter ihnen war der deutschliberale Rechtsanwalt Dr. Hans Arko, der die Führung der Gottscheer und die Vertretung in völkischen Belangen übernahm. Sicherlich war der bestrittene Weg ein dornenreicher, denn die chauwinistischen Machthaber wollten alles Gottscheerische vernichten. Alle Vereinigungen wurden aufgelöst, das deutsche Gymnasium wurde in ein slowenisches umgewandelt, das Studentenheim ging in slowenische Hände über und dergleichen mehr. Nun suchten Dr. Hans Arko und Pfarrer Josef Eppich mit den Donauschwaben Verbindung aufzunehmen und es wurde im Schwäbisch‑Deutschen Kulturbund die Plattform für das gesellschaftwirtschaftliche und kulturpolitische Geschehen der Deutschen im neuentstandenen Staatsverband Jugoslawiens für die völkische Arbeit gefunden. Die Nachfolgestaaten hatten sich im Vertrag von St. Germain verpflichtet, die Rechte der Minderheiten zu respektieren. Am 20. Juni 1920 wurde der Schwäbisch‑Deutsche Kulturbund als Dachverband für alle Belange der Deutschen in Jugoslawien gegründet. In diesem Dachverband waren alle deutschen Ortsgruppen im gesamten Land vertreten. Gottschee hatte in der Stadt bereits im Jahre 1920 eine Ortsgruppe des Schwäbisch‑Deutschen Kulturverbandes. Im Jahre 1924 zählte der Verband bereits 123 Ortsgruppen, und am 11. April 1924 wurden nun diese Ortsgruppen alle auf staatliche Weisung hin aufgelöst. Am 25. Oktober 1924 wurden die Ortsgruppen im Schwabenland, also im Banat, der Batschka und Baranja wieder errichtet. In Slowenien herrschten andere Zustände. Erst am 29. August 1931 konnte die Ortsgruppe der Stadt Gottschee nach schwerstem nationalen Ringen wieder errichtet werden. Es folgten dann weitere Ortsgruppengründungen, wie
Diese Ortsgruppen hatten nun eine besondere kulturelle Aufgabe zu übernehmen. Im Gottscheer Land gab es hauptsächlich bis auf die größeren Orte nur einklassige Schulen. In diese Zeit fällt bereits das Ein‑ und Zweikindersystem in den Gottscheer Familien. Dadurch sank der Schülerbestand unter die vorgesehene Klassenzahl von 25 Schülern. Hier konnte nun die slawische Behörde einhaken, denn die Minderheitsbestimmungen lauteten, daß nur in jenen Orten, wo eine Schülerzahl von 25 Schülern vorhanden war, eine deutsche Schulklasse zu errichten bzw. zu belassen war. Mit einer Deckung im Minderheitenschutzgesetz wurden die reindeutschen Klassen in slowenische umgewandelt und die noch an größeren Orten tätigen Gottscheer Lehrer, wie in Mösel, Rieg, Nesseltal, Alttag wurden unter einem künstlich konstruiertem Vorwand in das slowenische Gebiet versetzt, und im Gottscheer Land waren dann vielfach Lehrer angestellt, die der deutschen Sprache überhaupt nicht mächtig waren und sich infolge ihrer bewußt nationalen Tätigkeit noch besonders gegen das Gottscheerische stellten. Die durch die Unterstützung des Studentenunterstützungsvereines an der Priv. Deutschen Lehrerbildungsanstalt in Neu‑Werbaß ausgebildeten Lehrer fanden in der Heimat überhaupt keine Anstellung. Wie bereits erwähnt, wurden alle Vereine, Körperschaften und Institutionen aufgelöst und in die staatliche Verwaltung Jugoslawiens einverleibt. So ging auch die städtische Sparkasse in slowenische Hände über. Diese Anstalt, die eigentlich den finanziellen Rückhalt für die ganze Region gegeben hatte, erlitt nach ganz kurzer Zeit einen finanziellen Zusammenbruch. Auf Initiative einiger wirtschaftlich denkender Gottscheer Männer wurde die Spar‑ und Darlehenskasse gegründet. Dazu schreibt der Gottscheer Kalender des Jahrganges 1927: Mehrere beherzte Männer haben in der Stadt Gottschee eine Spar‑ und Darlehenskasse gegründet, die mit Beschluß des Kreisgerichtes in Novomesto vom 12. Juni protokolliert wurde und am 1. Juli ihre Tätigkeit begann. Mitglieder des ersten Vorstandes sind folgende Herren: Gastwirt und Besitzer Lorenz Hönigmann ‑ Vorsitzender, Kaufmann und Besitzer Alois Kresse ‑ Kaufmann und Besitzer Hans Hönigmann ‑ Kaufmann und Besitzer Matthias Rom, Stadtpfarrer und Dechant Ferdinand Erker, praktischer Arzt und Besitzer Dr. Georg Röthel, Schuhmachermeister und Besitzer Josef Hönigmann, Advokat und Besitzer Dr. Hans Arko. Der Aufsichtsrat, der die Geschäftsführung des Vereinsvorstandes in allen Zweigen der Verwaltung zu überwachen hat, besteht aus zwölf Mitgliedern. Die Leitung der neuen Kasse hat mit Beginn des Monats August Herr Dr. Manfred Scheichenbauer, ein gebürtiger Pettauer, übernommen. Wir haben Gefallen am neuen Geldinstitut, weil es nämlich drei gute Zwecke im Auge hat: Erstens der Bevölkerung Gelegenheit zum Sparen zu geben, zweitens die Darlehensnehmer vor wucherischen Zinsen zu bewahren und drittens den Reingewinn der einheimischen Bevölkerung zuzuwenden. Wie nicht anders zu erwarten war, eröffneten unsere Gegner gegen die Kasse ein blindes Treiben, das jeden billig und rechtdenkenden Menschen anwiderte. Die neue, heimische Spar‑ und Darlehenskasse blühe und gedeihe und wachse zu Nutz und Frommen unseres geliebtes Ländchens." Wie bereits erwähnt, wurde dieses Geldinstitut am 12. Juni 1926 gegründet, und der erste Leiter war Dr. Scheichenbauer. Diesen löste unser erster Obmann Herr Alois Krauland ab. Trotz schwerster Krisenzeit in den dreißiger Jahren führte er dieses Geldinstitut zu einer ansehnlichen Sparkasse, die sich in ganz Slowenien einen Na men machte. Dieses Geldinstitut bildet in der Folgezeit die finanzielle Grundlage des gesamten Gottscheer Kapitalmarktes. Über dieses Geldinstitut ist auch das von den Gottscheern in den dreißiger Jahren erwirtschaftete Geld gelaufen. Ebenso auch die Gelder, die die Gottscheer Hausierer in Deutschland erwerben konnten. Die zwischenstaatliche Verrechnung führte Alois Krauland durch. Mit der Übernahme der Staatsgewalt durch die Nationalsozialisten in Deutschland wurde das großdeutsche Denken in alle Staaten Europas getragen. Die deutschen Volksgruppen erhielten durch Deutschland ein Rückgrat, und zwar in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Deutschland wollte die verfolgten Gottscheer Bauern wieder auf gesunde Beine stellen und gestattete ihnen das Hausieren in den deutschen Städten. Zugleich wurden viele Jugendliche in Deutschland in der Landwirtschaft ausgebildet, so daß bei der Rückkehr in die Heimat dieser jungen Leute auf den Höfen ihrer Väter ein wirtschaftlicher Aufschwung zu erwarten war. Sicherlich wäre es alsbald zur Gründung von Organisationen gekommen, die sich für einen entsprechenden Absatz der erwirtschafteten Güter gekümmert hätten. Leider haben die einsetzenden Kriegsvorbereitungen und der nachfolgende Krieg alles zunichte gemacht. Als geistiges Band über das ganze Gottscheer Land erstreckte sich die vom Mitterdorfer Pfarrer Hw. Herrn Josef Eppich herausgegebene und vom Sparkassendirektor Herrn Alois Krauland bis zum Jahre 1938 ehrenamtlich redigierte Gottscheer Zeitung. Der Nesseltaler Pfarrer August Schauer brachte alljährlich den Gottscheer Kalender heraus. Über die Gottscheer Zeitung wurde die gesamte völkische Arbeit dirigiert, und der Gottscheer Kalender sorgte für die geistige Haltung der Gottscheer. Wie bereits erwähnt, waren die Träger der geistigen Arbeit in der Heimat die Gottscheer Priester und die Gottscheer Lehrer. Ihnen verdankt der Gottscheer die solide Ausbildung und die charakterliche Festigung in allen menschlichen Belangen. Das Jahr 1941 hat das Gottscheer Land vom Erdboden weggewischt. Die sechshundertjährige Geschichte eines kleinen Volkssplitters hat in der Folgezeit ein Ende gefunden, wie niemals zu erwarten war.
|